27 Januar 2006

München

München, 1972. Mitglieder der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer September" nehmen elf Sportler der israelischen Olympia-Mannschaft zur Geisel und fordern die Freilassung von 232 Palästinensern aus israelischen Gefängnissen.
Bei einem Befreiungsversuch deutscher Scharfschützen kommen alle Geiseln ums Leben. Israels Präsidentin Golda Meir beauftragt daraufhin ein Killerkommando mit der Ermordung der Hintermänner des Olympischen Attentates. Angeführt werden sie von Avner Kauffmann, gespielt von Eric Bana.

Nach wahren Begebenheiten zeigt Regisseur Stephen Spielberg die "Antwort" der Israelischen Regierung und stellt dabei den Sinn von Rache in Frage.




Nicht lange befasst sich Spielberg mit dem eigentlichen Terroranschlag in München. In hektischen Schnitten werden Filmszenen mit Realaufnahmen gemischt, man erhascht Blicke auf Reporter aus aller Welt. Reaktionen der Zuschauer vor Ort und zuhause vor dem Fernseher werden eingeblendet und zwischendurch sieht man immer wieder die Terroristen bei der virtuos gefilmten Geiselnahme.


Schnell gehts weiter zur eigentlichen Handlung, dem Racheakt der Israelischen Regierung.
Bei einem gemeinsamen Essen lernt man das Killer-Quintett kennen das sich im Laufe des Films zu einer Familie entwickelt. Positiv fallen dabei die brillanten Akteure auf. Jede einzelne Rolle und sei sie noch so winzig wurde mit hervorragenden Schauspielern besetzt, die den ohnehin schon authentischen Film noch glaubwürdiger erschienen ließ. Der Zuschauer bekommt in verstörenden und außergewöhnlich brutalen Bildern die ganze Hässlichkeit der Gewalt zu sehen. Dabei achtet Spielberg darauf kein Blatt vor den Moment zu nehmen.



Bei allen Vorkommnissen geht es aber vor allem um Avner Kauffmann, der im Laufe der Zeit immer mehr Zweifel bekommt. Bei einigen herausragenden Kamerafahrten im letzten drittel wird klar, das die Aktionen seines Team sich nicht besonders von denen der Terroristen unterscheiden. Von dem lächelnden Avner den man am Anfang des Films kennen lernt, ist am Ende nicht mehr viel übrig. Im Gegenteil, zurück bleibt ein geprägter Avner, der unter Albträumen leidet und die Geschehnisse nicht mehr vergessen kann. In der letzten Einstellung stellt Spielberg die Verbindung zur Gegenwart da, man sieht die Silhouette der Stadt New York mit den Twin Towers.

Einen derart unbequemen und düsteren Thriller hatte ich von Spielberg nicht erwartet. Der Film ist äußerst realistisch, hat einige Ecken und Kanten und bietet 164 Minuten anspruchsvolles und spannendes Kino der Oberklasse.